Der Handel mit Differenzkontrakten (=CFD Handel) ist eine seit den 1990er Jahren eine weit verbreitete Anlageform, die auch von Privatanlegern immer häufiger genutzt wird. Der Ursprung des CFD Handels in institutioneller Form kann hingegen bereits bis in die frühen 1980er Jahre zurückgeführt werden, wo er insbesondere im Vereinigten Königreich von Großbritannien im Interbankenmarkt zum Einsatz kam. Hiermit sollten Preisschwankungen ausgeglichen, eventuelle Verluste limitiert und Gewinne abgesichert werden (=Hedging).
Entwicklung der CFDs
Contracts for Difference (kurz: CFDs) wurden Anfang der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts von den Finanzexperten der schweizerischen Großbank UBS in London entwickelt. Ziel war es, ein außerbörslich handelbares Finanzprodukt anbieten zu können, das die britische Stempelsteuer umgeht. Denn diese sieht eine Steuer in Höhe von 0,5 % auf alle an der Londoner Stock Exchange getätigten Aktientransaktionen vor. Da CFDs als OTC- oder over the counter-Produkt nun allerdings außerbörslich gehandelt werden, kann diese Steuer umgangen werden.
Wie eingangs erwähnt, wurde dieses neuartige Finanzinstrument zunächst nur von institutionellen Anlegern zum Hedging verwendet. Privatanlegern stand diese Anlageform zu diesem Zeitpunkt nicht offen. Unter Hedging versteht man die Absicherung offener Positionen gegen mögliche Kursverluste, insbesondere beim Handel mit Stromlieferungen und Rohstoffen war diese Praxis damals Gang und Gäbe.
Die Idee der CFDs wurde bereits Anfang der 90er Jahre beim Londoner Brokerhaus Smith New Court weiterentwickelt. Hedgefond-Kunden war es so leicht möglich, dank des Hebels mit relativ geringem Kapitaleinsatz eine große Anzahl an Aktien zu handeln. Auch die Tatsache, dass der CFD Handel von einer Besteuerung durch die Spekulationssteuer (Stamp Duty) ausgenommen war, trug ihren Teil zu einer schnell steigenden Popularität bei. Doch auch jetzt konnten Privatanleger weiterhin nicht am CFD Handel partizipieren.
Der CFD Handel war zunächst also nur institutionellen Anlegern zugänglich und Bestandteil des Interbanken Handels. So konnte Anlagevermögen vor unerwarteten Kursverlusten abgesichert und die britische Stamp Duty umgangen werden.
Wendepunkt im Oktober 1997
Den Wendepunkt in der Entwicklung der CFDs, der diese Anlageform nun endlich auch für Privatanleger zugänglich machen sollte, datiert der 27. Oktober 1997. An diesem Tag wurde einerseits das SET abgekürzte Stock Exchange Electronic Trading an der Londoner Börse etabliert, das fortan den elektronischen Handel von Wertpapieren ermöglichte. In diesem Zuge kam es zum anderen auch zu einer Erweiterung der Ausnahmeregelungen für die Spekulationssteuer. Von dieser befreit waren ab diesem Tag an alle Broker, die an der Londoner Börse als anerkanntes Mitglied registriert waren. Diese Broker waren es später, die Privatanlegern den CFD Handel ermöglichten.
Doch bis es schlussendlich soweit war, sollte noch einige Zeit vergehen. Erst mit Aufkommen des Booms im Technologiesektor um die Jahrtausendwende erkannten Broker die Nachfrage von Anlegern nach immer neuen und innovativen Produkten. Es sollte also noch bis in das Jahr 1998 hinein dauern, bis die Gerrard & National Intercommodities Ltd. den CFD Handel auch für Privatanleger anbieten konnte. Über die Online-Handelssoftware „GNI touch“ des Spezialisten für Derivate waren Privatanleger nun zum ersten Mal in der Lage, CFDs direkt zu handeln. Das Potenzial der CFDs erkannten in der Folge zahlreiche andere Broker und erweiterten das Angebot schnell um eine Vielzahl an handelbaren Märkten.
Dies führte zu einer Popularität der CFDs, die insbesondere im Vereinigten Königreich bis heute ungebrochen ist. Es wird vermutet, das rund ein Viertel bis ein Drittel des gesamten Umsatzes an der hiesigen Börse auf den Handel mit Differenzkontrakten zurückzuführen ist.
Insbesondere die Befreiung von der Stamp Duty des Vereinigten Königreiches führte dazu, dass der CFD Handel unter Privatanlegern große Beliebtheit genießt. Dadurch werden Differenzkontrakte auf der Insel mittlerweile beinahe ebenso häufig gehandelt wie Wertpapiere.
CFD Handel: Situation in Deutschland
Während der CFD Handel auf der Insel bereits seit einigen Jahren boomte, war von diesem Trend hierzulande lange erst einmal nichts zu spüren. Hieran hatten insbesondere das geringe Angebot sowie die recht hohen Handelsgebühren Schuld. Erst am 31. Mai 2005 änderte sich dies schlagartig, denn an diesem Tag eröffnete der damals größte CFD Broker weltweit, CMC Marktes, in der deutschen Finanzmetropole Frankfurt am Main eine Niederlassung. Da sich Konkurrenz bekanntermaßen belebend auf das Geschäft auswirkt, fand schnell ein reger Wandel der deutschen Anlegerkultur statt. Bisher waren unter den derivativen Finanzprodukten insbesondere Zertifikate und Optionsscheine marktführend, doch die CFDs konnten schnell einen beträchtlichen Teil des Marktes für sich einnehmen.
Einer der Hauptgründe hierfür war insbesondere die Tatsache, dass Privatanleger dank der Hebelwirkung auch mit geringem Einsatz an Geldmitteln große Gesamtsummen bewegen und so ordentliche Gewinne verbuchen konnten. Selbst Spekulanten mit defensiven Anlagestrategien profitierten von der Möglichkeit, beim Handel mit CFDs sowohl Long als auch Short gehen zu können und konnten dadurch auch auf fallende Kurse setzen.
Der CFD Handel in Deutschland unterscheidet sich in einigen Punkten allerdings mit dem im Vereinigten Königreich. Zum einen werden CFDs in Deutschland ausschließlich over the counter gehandelt und werden dadurch nicht durch eine Börse reguliert. Zum anderen werden anfallende Gewinne hinsichtlich der Steuer anders behandelt. Während CFDs noch heute von der Spekulationssteuer befreit sind, wird in Deutschland die Abgeltungssteuer fällig. Allerdings nur, wenn der Broker seinen Sitz ebenfalls in Deutschland hat. Handelt es sich um einen ausländischen Broker, fällt die Abgeltungssteuer nicht an, Gewinne müssen allerdings dennoch über die Einkommenssteuererklärung versteuert werden. Gewinne und Verlust aus dem Handel mit CFDs können dabei in der Regel miteinander verrechnet werden.
Hohe Gewinnmöglichkeiten bei geringem Kapitaleinsatz führten dazu, dass sich CFDs auch auf dem deutschen Markt schnell etablieren konnten. Vor dem Einstieg sollten sich aber gerade unerfahrene Anleger zunächst mit allen Gesetzmäßigkeiten vertraut machen, um erfolgreich zu sein.
CFD Handel: Situation in anderen Ländern
Der Handel mit CFDs ist neben Deutschland und dem Vereinigten Königreich in zahlreichen anderen Ländern der Welt möglich. Hierzu gehören neben den europäischen Ländern Spanien, Norwegen, Luxemburg, Schweiz, Polen und den Niederlanden beispielsweise auch Japan, Israel, Kanada, Neuseeland und Australien.
Gerade in Australien erlebten die CFDs Anfang des Jahrtausends einen regelrechten Boom, was als ehemalige Kolonie des Vereinigten Königreiches aber kaum verwundert. Das gleiche Phänomen war zuvor bereits in Kanada zu beobachten. Im Jahr 2002 verabschiedete die australische Regierung ein Gesetz, den Financial Services Reform Act (kurz: FSRA), woraufhin es internationalen Unternehmen erlaubt wurde, auch CFDs zu handeln. Diese gehörten zuvor zu den Finanzprodukten ohne internationale Zulassung und waren aus diesem Grund nicht handelbar.
Zu den prominentesten Ländern, in denen der Handel mit CFDs verboten ist, gehören die Vereinigten Staaten von Amerika. Als Swapgeschäft fallen sie unter den Dodd-Frank Wall Street Reform and Consumer Protection Act (kurz auch: Dodd-Frank Act) und wurden zum Schutz von Anlegern verboten. Hier haben sich aus diesem Grund insbesondere die Optionen im Segment der gehebelten Finanzprodukte durchgesetzt.
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